1961 initiiert und 1970 offiziell gegründet, waren die frühen Jahre des California Institute of Arts (CalArts) von einer außergewöhnlichen experimentellen Phase gekennzeichnet, die mit einem radikalen Paradigmenwechsel vom Objekt zu soziopolitischen Auseinandersetzungen in Kunst und Gestaltung einherging. Die entscheidende Agenda von avantgardistischen Lehrenden des Instituts der Anfangszeit wie Victor Papanek, Judy Chicago, Miriam Schapiro, Ravi Shankar, Alison Knowles, Nam June Paik, Allan Kaprow und John Baldessari sah vor, die kritische Auseinandersetzung der Studierenden mit ihrer Lebenswirklichkeit durch eine Verflechtung von Kunst und Diskurs zu fördern anstatt Gegenstände zu (re-)produzieren. Zu großen Teilen aus performativen, konzeptionellen und feministischen Ansätzen der Hippie- und Anti-Vietnam-Krieg-Bewegungen hervorgegangen, standen kollektive Praktiken und erfahrungsbasierte Prozesse im Vordergrund des künstlerischen Schaffens. Die Trennung von Lehre und Kunstwerk wurde aufgehoben: Was in einer Klassensituation geschah, war bereits das, was entstehen sollte und das Kunstwerk selbst. Studierende wurden darin als gleichwertige Schaffende angesehen und Lehrer*innen-Schüler*innen-Hierarchien sollten aufgehoben werden. Ein festes Curriculum und die Benotung der Arbeiten wurden abgelehnt. Stattdessen lebte der Unterricht von den Experimenten, die die Lehrenden initiierten, und der Mitwirkung aller Beteiligten. Eingeladene Gastkünstler*innen, eine Förderung der intensiven Kritik untereinander, Studienreisen und Exkursionen bestimmten das Programm und wurden von einem pluralistisch orientierten Kunstverständnis getragen.
Die progressive Phase des Instituts dauerte jedoch nur kurze Zeit und lief gegen Mitte der 1970er-Jahre langsam aus, nachdem ab 1972 erst der Dekan Herbert Blau abgesetzt wurde und im Anschluss der Gründungsdirektor Robert W. Corrigan seinen Posten auf Druck des Verwaltungsrats aufgab. Beide waren zusammen mit Allan Kaprow maßgeblich daran beteiligt gewesen, in der Anfangszeit Lehrende aus Fluxus-Kreisen und anderen experimentellen Netzwerken anzuwerben. Der Verwaltungsrat des CalArts jedoch, der größtenteils aus der konservativen Verwandtschaft und Freunden des Hochschulinitiators Walt Disney bestand, war zunehmend beunruhigt über die gesellschaftskritischen Entwicklungen der Schule. Zwar schwebte Walt Disney für sein Gründungsvorhaben, das er 1964 in einem Werbefilm auf der Mary-Poppins-Premiere präsentierte, ein interdisziplinäres Laboratorium mit flachen Hierarchien vor, jedoch war in seinen von Richard Wagner inspirierten Vorstellungen die Freiheit der Künste auch eng mit den wirtschaftlichen Zielen der populären Unterhaltung verbunden. Diese Zusammenführung von Kunst und Industrie sollte in Disneys Vision auch räumlich durch einen neuen Campus mit integriertem Einkaufs- und Entertainmentcenter nachvollzogen werden.
Nach Disneys Tod 1966 wurde jedoch die ursprüngliche architektonische Vision von seinen Erben auf ein einzelnes Gebäude ohne Entertainmentanbindung reduziert. Zudem wurde indirekt von Corrigan, den 1968 vom Verwaltungsrat eingesetzt und der eine Reihe avantgardistischer Lehrender für das Institut gewonnen hatte, zudem die ursprüngliche korporative Idee einer wirtschaftlich profitablen Interdisziplinarität in einen Raum der Counterculture umgewandelt. Als Vorbilder galten für Herbert Blau beispielsweise Orte des gemeinschaftlichen Lernens wie das Bauhaus oder Joseph und Anni Albers‘ Black Mountain College. Allerdings wandten sich die Protagonist*innen der neuen Generation der 1960er- und 1970er-Jahre von einem modernistischen Verständnis von Kreativität ab, das die materielle Produktion zum Ziel hatte, und zielten vielmehr auf die Herausbildung einer kritischen, selbstbestimmten Haltung ab.