Konstfack, heute Schwedens größte Hochschule für Kunst und Design, entstammt aus einer Handwerkstradition, die sich in Abwandlungen über die gesamte Zeit ihres Bestehens hinweg als prägend erwiesen hat. Die Schule wurde 1844 von dem Künstler und Ethnografen Nils Månsson Mandelgren als Sonntagszeichenschule für Handwerker*innen gegründet. 1846 wurde die Schule an die neu gebildete Svenska Slöjdföreningen (Schwedische Vereinigung für Werkkunst) übergeben und firmierte fortan unter dem Titel Svenska Slöjdföreningens skola. 1879 änderte die Schule abermals den Namen in Tekniska skolan (Technische Schule).
Das für den historischen Kontext progressive Curriculum mit einer deutlichen Orientierung hin zur britischen Arts-and-Crafts-Bewegung geriet nach der Wende zum 20. Jahrhundert zusehends in die Kritik: Den Verfechter*innen einer gestalterischen Moderne im Sinne der vom Deutschen Werkbund propagierten Ideale erschien die an der Tekniska skolan praktizierte Ausrichtung der Lehre an Stilgeschichte und Naturstudium den Herausforderungen des Industriezeitalters nicht mehr angemessen. Unter anderem auf die Erfahrungen des Bauhauses Bezug nehmend, forderten sie Anfang der 1930er-Jahre eine tiefgreifende Reform der Schule. Die durch den Zweiten Weltkrieg zunächst unterbrochenen Pläne zur Reform der Schule mündeten 1945 schließlich in ihrer Neugründung als Konstfackskolan mit zwei- bzw. dreijährigem Ausbildungsprogramm in verschiedenen Disziplinen industrieller Gestaltung. Gründungsdirektor Dag Melin und sein Nachfolger ab 1946, Åke Stavenow, implementierten ein an verschiedenen Materialien ausgerichtetes Curriculum (dekorative Malerei, Skulptur, Keramik, Möbel, Metallarbeit, Werbung und Buchherstellung).
Stavenow stellte neue Lehrer*innen mit einer experimentierfreudigen Haltung an. Den Unterricht prägten nunmehr eine abstrakte Formensprache und die Hinwendung zu neuen Materialien; die künstlerischen Fächer wurden gestärkt. Wie am Bauhaus gab es sowohl Lehrer*innen, die für die künstlerische und professionelle Entwicklung der Studierenden verantwortlich waren, als auch Handwerker*innen, die die verschiedenen Techniken unterrichteten. Mit dem 1959 eingeweihten Schulgebäude des Architekten Gösta Åberg standen den Studierenden erstmals adäquat ausgerüstete Werkstätten zur Verfügung, in denen fortan systematisch unterrichtet wurde. 1978 wurde die Konstfackskola zur Hochschule erklärt, was eine gewisse Akademisierung des Schulbetriebs nach sich zog: Die Leiter*innen der einzelnen Abteilungen hatten nun den Rang von Professor*innen; zudem wurde der Anteil theoretisch-historischer Lehre in den einzelnen Studiengängen stark ausgebaut. Auch wurde erstmals eine eigene Abteilung für Industriedesign eingerichtet.
Einen herausragenden Stellenwert bei der Reorganisation der Lehre erhielt das neu eingeführte Format „Färg och Form“ (Farbe und Form) unter der Leitung des Malers Gösta Wessel: Angelehnt an die Grundlehre am historischen Bauhaus und anderen Gestaltungsschulen der Moderne dient der Kurs dazu, die Studierenden für grundlegende Fragestellungen der Wahrnehmung von Farbe und Form zu sensibilisieren. Anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens erhielt die Schule 1993 den heutigen Namen Konstfack. 2004 erfolgte der Umzug der Schule in neue Räumlichkeiten.