1954 wurden in England und vor allem am King’s College in Newcastle fundamentale und radikale Änderungen in der Kunstlehre eingeführt, die von den Bauhausprinzipien und dem Curriculum von Walter Gropius, dem Vorkurs von Johannes Itten und den Übungen von Paul Klee inspiriert waren. Bekannt als Basic Design (Designgrundlagen) wurde ein Grundlagenkurs (Basic Form) eingeführt. Das war eine bedeutende Abkehr von den traditionellen Lehrmethoden wie dem Abzeichnen von Modellen hin zu einer abstrakteren, forschenden Methode, bei der Studierende ermutigt wurden, die gestellten Aufgaben kreativ in einem Prozess zu erkunden statt auf ein vordefiniertes Ziel hinzuarbeiten.

Der Kurs Basic Design hatte seine Ursprünge in London bei William Johnstone, dem Direktor der Camberwell School of Arts und später der Central School of Arts and Crafts, wo bedeutende Künstler*innen und Lehrende mit diesen Prinzipien bekannt gemacht wurden, darunter Victor Pasmore und Richard Hamilton, die als die beiden führenden Kräfte bei der Förderung und Verbreitung der Designgrundlagen anerkannt waren. Nach ihrer Berufung durch den Leiter der Abteilung Kunst am King’s College, Professor Lawrence Gowing, der den neuen Ansatz begrüßte und förderte, entwickelten sie gemeinsam 1954 den Basic Course, den Grundkurs. Die Studierenden wurden in ein neues Curriculum eingeführt, das auf einer bestimmten Anzahl von Übungen beruhte, in denen Punkt, Linie, Form und Farbe erkundet wurden und die einen intuitiven, rationalen Ansatz erforderten (der in Notizbüchern dokumentiert wurde). Daraus entstanden forschende Methoden, die oft die Möglichkeit eröffneten, Ergebnisse zu erzielen, die nicht vorgegeben waren. Im Gegensatz zum Bauhaus waren die Industrie und die Architektur jedoch kein Thema. Die Schule wurde daher gelegentlich dafür kritisiert, dass eine Integration der Kunst auf einer sozialen Ebene in die Gesellschaft mit ihren Bedürfnissen nicht vorgesehen war.

Der Basic-Design-Kurs war nicht auf Newcastle beschränkt. Harry Thubron und Tom Hudson an der Leeds School of Art und Wendy Pasmore an der Sunderland School of Art führten das Konzept nicht nur an ihren eigenen Institutionen ein, sondern unterstützten auch Victor Pasmore, der in seiner Scarborough Summer School (1955–1957) vor allem Kunstlehrer von Sekundarschulen weiterbildete. Die wesentlichen Texte, die das Grundprinzip hinter dem Basic Design erklärten und förderten und Beispiele für die Arbeiten von Studierenden präsentierten, waren Basic Design: The Dynamics of Visual Form von Maurice de Sausmarez (1964) und The Developing Process. Letzteres war ein Katalog zu einer Ausstellung mit Studierendenarbeiten aus dem Basic Course, die 1959 in der Hatton Gallery und später am Institute of Contemporary Art (ICA) in London in Zusammenarbeit mit Newcastle und Leeds gezeigt wurde. Die Grundlagen aus dem Basic-Design-Kurs sind weiterhin in den Arbeiten vieler Absolvent*innen aus Newcastle und Leeds sichtbar, die dessen Prinzipien im Lauf ihrer Karrieren folgten und damit die Pädagogik verbreiteten, die am Bauhaus entstanden war.

Julie Trueman

ist leitende Akademikerin und promovierte Forscherin an der britischen Northumbria University. Nach einem Abschluss in Medizin (1993) und Innenarchitektur (2006) konzentrieren sich ihre Forschungen zurzeit auf die Pädagogik und Proxemik des Lernens. Sie hat Workshops im Rahmen des Open-Studio-Programms am Bauhaus in Dessau geleitet, was in der Folge zu einer Zusammenarbeit mit der Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau geführt hat.

Raum 2, Fachbereich Bildende Kunst, King´s College, Newcastle, UK 1957. V. l. n. r.: Roy Ascott, Jack Levison, Judith downie, Derek Carruthers, Bob Foster, Terry Marner, Victor Pasmore. Besitz: Hatton Gallery, Newcastle University. Abdruck mit der Genehmigung des Nachlasses von Derek Carruthers.
Linien und Flächenübung der Studentin Rita Donagh. Reproduktion: Julie Trueman, Inhalt der Victor Pasmore Sammlung VP/PD/2. Veröffentlicht mit der Genehmigung des National Arts Education Archive, Yorkshire Sculpture Park, Wakefiled, UK.
Raum 2, von 1958-2021 Vom Lehrmuseum zum leeren Raum. V. l. n. r.: Mark Lancaster, Matt Rugg am Waschbecken. Besitz Hatton Gallery, Newcastle University.
Farbübung der Studentin Rita Donagh. Reproduktion: Julie Trueman, Inhalt der Victor Pasmore Sammlung VP/PD/2. Veröffentlicht mit der Genehmigung des National Arts Education Archive, Yorkshire Sculpture Park, Wakefiled, UK.
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