„Bauhäuschen“ nannte Paul Citroen die Nieuwe Kunstschool in Amsterdam, die er 1933 gemeinsam mit den Künstlern Jan Havermans und Charles Roelofsz gründete. Sie bestand nur knapp zehn Jahre und wurde 1943 von der nationalsozialistischen Besatzung aufgelöst. Das kleine Institut ohne eigenes Gebäude, ohne Verwaltung und ohne finanzielle Mittel baute entscheidend auf den Erfahrungen auf, die Citroen als Student am Bauhaus in Weimar gesammelt hatte. Über seinen Jugendfreund, den Bauhausmeister Georg Muche, war Citroen ans Bauhaus gelangt, wo ihn Johannes Itten nachhaltig prägte.
Statt eines vollständigen Curriculums bot die Nieuwe Kunstschool Kurse in einzelnen Fächern an. Neben den üblichen Inhalten wurden auch neue Themen wie Typografie und Mode unterrichtet. Damit war die Schule die erste künstlerische Modeschule in den Niederlanden. In der kurzen Zeit ihres Bestehens stellte die Nieuwe Kunstschool bereits eine Konkurrenz zum eher konservativen Instituut voor Kunstnijverheidsonderwijs (der heutigen Rietveld-Akademie) dar. Die Lehrenden erhielten kein Gehalt, sondern nur das Unterrichtsgeld, das die Schüler*innen ihnen zahlten. Die zunächst einfach eingerichtete Schule zog einige qualifizierte Lehrkräfte an, darunter Rachel Fernhout-Pellekaan, Eva Besnyö und Hajo Rose. Rose, ehemaliger Bauhäusler und Assistent von László Moholy-Nagy, kam 1934 an die Schule in Amsterdam. Er wurde dort Dozent für Werbegrafik und Typografie und bot einen fakultativen Vorkurs an. Nach dem Krieg gelang Hajo Rose der Wiedereinstieg in Deutschland. Er lehrte zwischen 1949 und 1953 als Dozent für Gebrauchsgrafik und Schrift an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden.
So wie für Hajo Rose war Paul Citroen für viele emigrierte Künstler*innen eine der wichtigsten Kontaktpersonen in den Niederlanden. Nach dem Krieg nahm Paul Citroen erneut den Kontakt zu vielen ehemaligen Bauhäusler*innen auf und kehrte als Dozent an die Kunstakademie Den Haag zurück.