Die Pond Farm – eine kalifornische Künstlerkolonie – ist eng mit dem Namen Marguerite Friedlaender-Wildenhain (1896–1985) verbunden. Sie gehörte zu den ersten Studentinnen am Weimarer Bauhaus und verinnerlichte als Schülerin von Gerhard Marcks und Max Krehan, den Meistern in der Keramikwerkstatt des Bauhauses, die für die Weimarer Anfangsjahre wichtige Hinwendung zum Handwerk. 1925 übernahm sie als erste weibliche Töpfermeisterin Deutschlands die Leitung der Keramikabteilung an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. 1940 wanderte sie in die Vereinigten Staaten aus, um der Verfolgung während des Zweiten Weltkriegs in Europa zu entgehen.

Der Architekt Gordon Herr und seine wohlhabende Frau Jane erwarben ab 1939 Ackerland in Guerneville, Kalifornien, um die Pond Farm zu gründen, eine vom Bauhaus inspirierte Schule und Zuflucht für Künstler*innen verschiedener Disziplinen. Friedlaender-Wildenhain war 1942 die Erste von mehreren Künstler*innen, die dort einzogen. Die Pond Farm Workshops begannen 1949, Meinungsverschiedenheiten führten aber dazu, dass die Künstlerkolonie nach nur wenigen Jahren wieder aufgelöst wurde. Nur Friedlaender-Wildenhain blieb auf Pond Farm, wo sie bis zu ihrer Pensionierung 1980 ein erfolgreiches Töpferatelier und eine Schule betrieb. 30 Jahre lang unterrichtete sie jeden Sommer mehr als 20 Studierende in der Kunst des Töpferns auf der Töpferscheibe und beeinflusste so mehrere Generationen von Töpfer*innen.

Grundlage ihres pädagogischen Wirkens war die an den Dornburger Keramikwerkstätten des Weimarer Bauhauses verinnerlichte Auffassung, dass das Handwerkliche die Grundlage der schöpferischen Tätigkeit sei. In diesem Ansatz finden sich deutliche Reminiszenzen an den Vorkurs von Johannes Itten, den auch Friedlaender-Wildenhain für ein halbes Jahr besucht hatte. Als anerkannte Künstlerin prägte sie sowohl durch ihre praktische Lehrtätigkeit bei den Pond Farm Workshops als auch durch ihre Schriften eine ganze Generation von jungen amerikanischen Keramikerinnen und Keramikern.

1963 nahm der Staat Kalifornien die Pond Farm in Besitz, um das Wassereinzugsgebiet oberhalb des Armstrong Redwoods State Natural Reserve zu schützen, gestattete Friedlaender-Wildenhain jedoch, für den Rest ihres Lebens auf dem Anwesen zu arbeiten und zu wohnen. Heute ist die Pond Farm im National Register of Historic Places aufgeführt.

Marguerite Friedlaender-Wildenhain, Foto: Otto Hagel © Center for Creative Photography, The University of Arizona Foundation.
Marguerite Friedlaender-Wildenhain am Keramikofen der Pond Farm, Foto: Otto Hagel © Center for Creative Photography, The University of Arizona Foundation.
Marguerite Friedlaender-Wildenhain mit Studierenden, Foto: Otto Hagel © Center for Creative Photography, The University of Arizona Foundation.