Die Akademie der angewandten Künste in Zagreb wurde 1949 gegründet und ist ein leuchtendes Beispiel für ein Ausbildungsmodell der Nachkriegszeit, das auf dem Bauhauserbe aufbaut. Damit gehört sie zu einer Vielzahl von Bildungseinrichtungen, die weltweit nach 1933 entstanden. Die Einrichtung und der Betrieb der Akademie müssen im zeitlichen Kontext und im Zusammenhang mit der neuen politischen Atmosphäre im sozialistischen Jugoslawien betrachtet werden, das eine wichtige geopolitische Position zwischen Ost und West einnahm. Diese politischen Umstände waren nicht nur für die Entwicklung abstrakter Kunst förderlich – besonders bei den Künstler*innen, Architekt*innen und Designer*innen in Zagreb sowie den Gründer*innen der Gruppe EXAT 51 –, sondern auch für die Entwicklung eines modernen Bildungsmodells, das zum freien kritischen Denken, zum kreativen Ausdruck und Experimentieren in den Bereichen Architektur, Kunst und Design anregte.
Das Curriculum der Akademie basierte auf dem des Bauhauses. Im Mittelpunkt stand der Vorkurs, dem spezialisierte Studien in den Bereichen Architektur, Bildhauerei, Druck, Textilien, Keramik und Malerei folgten. Ziel des Programms war es, Menschen auszubilden, die die Prinzipien der Ästhetik und der Kunst auf die Gestaltung von industriell hergestellten Produkten anwenden sollten. Zu den bekannteren Professoren der Akademie gehörten Architekten wie Vjenceslav Richter und Zvonimir Radić, Mitglieder der Gruppe EXAT 51, die den Studierenden im Fachbereich Architektur ihre fortschrittlichen Einstellungen vermittelten. Dabei unterrichtete Richter Konstruktion und Planung, während Radić Vorlesungen über industrielles Produktdesign und zeitgemäße räumliche Konzepte hielt. Richter erklärte, das Ziel des Lehrplans sei es gewesen, „einen Kader von Menschen zu bilden, die die Methoden der Innenarchitektur beherrschen und sich dabei auf die modernen wissenschaftlichen Errungenschaften stützen“. Darin lassen sich die Einflüsse der Bauhausprinzipien erkennen.
Das Schicksal der Akademie ähnelte dem verwandter Institutionen. Es gab sie nur kurze Zeit, und die Gründe für ihre Schließung waren mit großer Wahrscheinlichkeit politischer Natur. Dennoch sind ihre weitreichenden Einflüsse in den Arbeiten einer Studierendengeneration und, in einem weiteren Sinn, in den Werken von Architekt*innen und Künstler*innen, die der Akademie nahestanden, bis heute sichtbar, auch wenn sie andere pädagogische Wege gingen. In diesem Licht muss der jugoslawische Pavillon auf der 11. Triennale in Mailand 1957 betrachtet werden, eines der bemerkenswertesten Nachkriegsprojekte, das von einer Gruppe aus Architekt*innen, Maler*innen, Bildhauer*innen und Textildesigner*innen gestaltet wurde, ehemaligen Studierenden und Professor*innen der Akademie sowie anderen Kreativen mit ähnlichen künstlerischen Prinzipien. Dieses Werk wurde mit der prestigeträchtigen Silbermedaille der Triennale ausgezeichnet. Unglücklicherweise wurde dieser erfolgreiche Ansatz, der auf der Idee einer synthetischen Herangehensweise beruhte, nie wiederholt. Doch obwohl die Ziele der Akademie nie ganz erreicht wurden, wendeten die meisten ihrer Studierenden die erworbenen pädagogischen Prinzipien und den „synthetischen Ansatz“, die ihre Wurzeln in den Methoden des Bauhauses hatten, in ihren unabhängigen Aktivitäten weiterhin an.