1946 schlugen Studierende der Architekturschule der Universidad de Chile eine umfassende Studienreform vor, die bis 1963 in Kraft blieb. Die Studierenden wurden von dem ungarischen Architekten Tibor Weiner unterstützt, der ein Aufbaustudium am Bauhaus absolviert hatte, als Hannes Meyer dort Direktor war. Ab 1930 war Weiner als Architekt in der Sowjetunion tätig, bevor er 1933 zunächst in die Schweiz, dann nach Frankreich und schließlich 1939 nach Chile ging. Der neue Studienplan war eine vereinfachte Version von Meyers Bauhauslehrplan. Die Studien wurden in zwei Zyklen organisiert, Analyse und Synthese, die dem „Elementarstudio“ (zwei Jahre) und dem „Kernstudio“ (drei Jahre) entsprachen. Den Abschluss bildeten ein Forschungsseminar und das Diplom (ein Jahr). Die Klassen waren in vier Themengruppen gegliedert: Techniken, Plastizität, Soziologie und Philosophie.
Die Überschneidungen mit Meyers letztem Bauhauslehrplan von 1930 sind deutlich erkennbar, aber es ist anzumerken, dass Teile dieses Curriculums nie umgesetzt wurden, da Meyer vorher entlassen wurde. Die Parallelen sind teilweise fachspezifisch begründet, etwa in den Fächern Hygiene, Soziologie oder Werkstofftechnik, und es gab Ergänzungen wie Architekturgeschichte. Der emblematische Kurs der Reform wurde Architekturanalyse genannt. Er wurde ursprünglich von Weiner unterrichtet und enthielt sowohl theoretische als auch gestalterische Komponenten. Analyse bedeutete in diesem Zusammenhang die Untersuchung eines bestehenden Wohnumfelds oder eines Standorts für ein neues Projekt mithilfe verschiedener Methoden, zum Beispiel mittels schriftlicher Beschreibungen, Architekturzeichnungen, Skizzen und wissenschaftlicher Messungen zur Formulierung eines architektonischen Problems.